Überblick

Remote Viewing ist eine methodische Disziplin, die Personen darin schult, Informationen über entfernte oder verborgene Objekte, Ereignisse, Orte oder Personen zu erhalten, die über die normalen sensorischen Fähigkeiten hinausgehen. Sie wurde sowohl von der wissenschaftlichen Forschung als auch vom militärischen Geheimdienst der USA entwickelt und eingesetzt und beinhaltet strukturierte Protokolle zur Verbesserung und Kontrolle des medialen Funktionierens, die sich von anderen medialen Praktiken unterscheiden. Remote Viewing basiert auf der menschlichen Fähigkeit der außersinnlichen Wahrnehmung (ASW, engl. ESP) und beinhaltet einige Mechanismen oder Verfahren zur Kontrolle des mentalen Rauschens.

Wir können 12 Prinzipien identifizieren, anhand derer sich Remote Viewing (im Allgemeinen) von anderen medialen Disziplinen unterscheiden lässt. Im folgenden Artikel werden diese 12 Prinzipien des Remote Viewing erläutert.

übersetzt ins Deutsche
von Jana Rogge
(2024)

Die Prinzipien des Remote Viewing

Remote Viewing ist eine Technik, die verwendet wird um Informationen zu erhalten, welche nicht über die normalen Sinne oder Informationsquellen zugänglich sind, weil sie durch Raum, Zeit oder Abschirmung von uns getrennt sind.

Remote Viewing ist kein Hellsehen, Channeling, außerkörperliche oder andere mediale Arbeit, aber es ist mit diesen Techniken insofern verwandt, als es die natürliche menschliche Fähigkeit zur außersinnlichen Wahrnehmung nutzt. Remote Viewing bezieht sich also nicht auf die Fähigkeit, Dinge übersinnlich wahrzunehmen, sondern ist eine Technik zur Entwicklung, Stärkung und kontrollierten Nutzung der medialen Funktionen.

Woher kommt Remote Viewing?

Der Begriff „Remote Viewing“ wurde von dem Künstler und Hellseher Ingo Swann in den frühen 1970er Jahren geprägt. Er nahm an wissenschaftlichen Studien zur außersinnlichen Wahrnehmung (ESP) an der American Society for Psychical Research (ASPR), dem City College in New York und dem Stanford Research Institute (SRI) teil. Später wurde Remote Viewing vom US-Mili­tärgeheimdienst für ein geheimes mediales Spionageprogramm übernommen, das bis 1995 lief und an dem verschiedene US-Regierungsorganisationen, darunter die CIA und die DIA, beteiligt waren. Nachdem das Programm 1995 aus der Geheimhaltung entlassen und öffentlich gemacht wurde, wurde es unter dem Namen „Star Gate“-Programm bekannt, was sich auf einen seiner früheren Codenamen bezieht.

Remote Viewing ist das Erfassen und Beschreiben von Informationen, die der normalen Wahrnehmung durch Entfernung, Abschirmung oder Zeit entzogen sind, mit mentalen Mitteln.

(Coordinate Remote Viewing, Defense Intelligence Agency, 1 Mai 1986. S. 1)

RV ist eine neuartige Wahrnehmungsmethode zur Gewinnung von Informationen, die den normalen physischen Sinnen nicht zugänglich sind. Sie wurde während des Kalten Krieges von so genannten „übersinnlichen Spionen“ für geheime militärische Projekte eingesetzt und hat eine lange Geschichte sowohl als Instrument zur Informationsgewinnung als auch als Subjekt von Forschung und Aufträgen in der zivilen Welt.

(International Remote Viewing Association, IRVA.org)
[Der Begriff Remote Viewing] wurde geprägt, um eine bestimmte Art von Experiment zu bezeichnen – nicht eine bestimmte Art von Psi-Fähigkeit. Um dies alles zu vereinfachen, können wir auf eine leicht verständliche Formel zurückgreifen. Remote Viewing besteht aus fünf absolut notwendigen Zutaten: (1) Subjekt, [mit] (2) aktiven ESP-Fähigkeiten, [gerichtet auf] (3) ein entferntes Target [incl. abgeschirmt oder zeitlich entfernt] (4) die aufgezeichneten Reaktionen des Subjekts und (5) ein bestätigendes positives Feedback, was alles zusammen (6) das Remote-Viewing-Modell ergibt. Nichts anderes ist Remote Viewing. […] Remote Viewing ist weder eine neue Psi-Fähigkeit noch ein bequemer Ersatzbegriff für Psi, Hellsehen oder ESP.

(Ingo Swann, im Fate Magazin, September 1993)

Auf der Grundlage eines umfangreichen Forschungsprogramms, das von den Physikern Hal Puthoff und Russell Targ am SRI geleitet wurde, und nach etwa einem Jahrzehnt von Studien sowohl mit natürlichen Hellsehern als auch mit Personen, die keine übersinnlichen Fähigkeiten nachweisen konnten, wurde deutlich, dass die nichtlokale Wahrnehmung – die Fähigkeit, entfernte Orte, Objekte, Menschen oder Ereignisse zu beschreiben, die mit normalen sensorischen Mitteln nicht zugänglich sind – möglicherweise eine angeborene menschliche Eigenschaft ist, die wie jede andere menschliche Fähigkeit entwickelt und trainiert werden kann.

Vergleichbar mit der Arbeitsmethode, die für die wissenschaftlichen Studien angewandt wurde, verwendeten die US-Regierung und das Militär ab 1975 in verschiedenen Programmen einen allgemeinen Remote-Viewing-Ansatz. Doch ab 1981 wurde am SRI von Ingo Swann und Hal Puthoff eine formalisierte und strukturierte Arbeitsmethode namens Coordinate Remote Viewing (CRV, später bekannt als Controlled Remote Viewing) entwickelt. Diese Methode wurde von einer kleinen Gruppe militärischer Remote Viewer in einer geheimen Psi-Spionageeinheit in Ft. Meade, Maryland, trainiert und eingesetzt. Nachdem das Programm 1995 beendet und öffent­lich bekannt wurde, begannen einige der ehemaligen Militärangehörigen, die Methode in der zivilen Welt zu unterrichten. Durch diese Ausbilder und nachfolgend auch durch ihre Schüler/innen ist heute eine Vielzahl von Abwandlungen des Remote Viewing als Training für Privatpersonen verfügbar, die von der „freien Form“ bis hin zu strukturierten, methoden-basierten schriftlichen Formaten reichen.

Obwohl es inzwischen viele verschiedene Ansätze gibt, die den Namen „Remote Viewing“ tragen, gibt es klare Hinweise, die Remote Viewing von anderen medialen Praktiken wie Hellsehen, Channeling, Astralprojektion oder außerkörperlichen Erfahrungen (AKE, engl. out-of-body experience, OBE) unterscheiden.

Remote Viewing „In freier Wildbahn“

In den letzten drei Jahrzehnten ist der Begriff „Remote Viewing“ zu einem Sammelbegriff für viele übersinnliche Praktiken geworden, vor allem weil der wissenschaftliche Hintergrund dieser Methode diejenigen anspricht, die eine größere öffentliche Akzeptanz für übersinnliche Fähigkeiten und das Paranormale anstreben. Außerdem ist der Begriff „Viewing“ (sehen) irreführend und trägt zu Missverständnissen darüber bei, was Remote Viewing eigentlich bedeutet (was weiter unten in diesem Artikel erläutert wird). Infolgedessen hat die Mehrheit der Menschen, die diese Terminologie verwenden, ein fehlerhaftes Verständnis von ihrer wahren Bedeutung und ihren Prinzipien.

Ein einfacher Leitfaden für die Prinzipien des Remote Viewing

Nachfolgend werden zwölf Hauptmerkmale (Prinzipien) von Remote Viewing im Vergleich zu anderer medialer Arbeit in Kurzform erläutert.

Die Fähigkeit, Remote Viewing zu betreiben, wird durch Übung und Erfahrung mit der Methode erworben – kurz gesagt, jeder kann ein Remote Viewer werden. Remote Viewing erfordert keine „Gabe“ oder ein Talent wie bei anderen „übersinnlichen“ oder medialen Methoden. Wie bei allen menschlichen Fähigkeiten kann ein vorhandenes Talent der Person einen gewissen Vorteil verschaffen. Aber eine gute Ausbildung und konsequente Praxis sind wichtiger, um ein professionelles Niveau zu erreichen. Geeignetes Training und Erfahrung können das Talent verstärken und eine geringere natürliche Begabung ausgleichen.

Remote Viewing geschieht nicht spontan oder ohne Absicht. Es wird zu einem bestimmten, vorher festgelegten Zweck in Form von „Sessions“ mit einem vom Viewer festgelegten und aufgezeichneten Start- und Endpunkt durchgeführt und beinhaltet immer ein absichtsvoll gelenktes Bewusstsein.

Der Viewer entscheidet, ob und wann er ein zugewiesenes Target per Remote Viewing bearbeiten will. Auch wenn er für das Target immer verblindet ist (siehe Prinzip 5), entscheidet der Viewer, ob er an diesem Target arbeitet und wann er den Prozess beginnt und beendet. Während der Session können die Viewer ihre Perspektive in Bezug auf das Target sowohl zeitlich als auch räumlich frei ändern, wenn sie es für notwendig halten, um den Zweck der Aufgabe zu erfüllen.

Grundsätzlich hat der Viewer das Sagen. Wenn ein Monitor anwesend ist, darf er nur Empfehlungen und Vorschläge aussprechen, aber keine Anwei­sungen geben.

Gemäß der ursprünglichen Definition von Bilokation hält ein Remote Viewer während einer Session ein Gleichgewicht zwischen „hier“ und „dort“ aufrecht. Wir können uns das so vorstellen, dass das Bewusstsein des Viewers an zwei Orten gleichzeitig ist – beim Target, um Daten wahrzunehmen, und gleichzeitig am physischen Standort des Viewers (im Viewer-Raum), um Daten zu berichten. Der Viewer „geht“ nicht vollständig zum Target, wie es bei der außerkörperlichen Erfahrung (OBE) oder der Astralprojektion (AP) der Fall wäre, denn das würde das Sammeln und Aufzeichnen von Daten in Echtzeit verhindern, während sie erlebt werden. (Bei OBE oder AP können alle Informationen oder Erfahrungsdaten erst dann berichtet werden, wenn der/die Erfahrende in den „normalen Bewusstseinszustand“ zurückgekehrt ist. Dadurch besteht die Gefahr, dass wichtige Informationen aufgrund der Limi­tierung des Gedächtnisses verloren gehen.)
Ein wichtiger Grundsatz beim Remote Viewing ist, dass der Viewer bis zum Ende der Session nichts über die Art des Targets wissen darf (einfaches Verblindungsprotokoll). In den meisten Fällen, vor allem in wissenschaftlichen Kontexten, dürfen alle Personen, die mit dem Viewer zu tun haben, wie z. B. der Session-Monitor oder auch Beobachter, die während der Sitzung anwesend sind, ebenfalls nichts über das Target wissen (Doppelblind-Protokoll).

Die Verblindung erfordert eine Form der Ziel-Vergabe, die in der Regel eine weitere Person einbezieht, welche sowohl vom Viewer als auch von anderen Personen, die während der Remote Viewing Session anwesend sein könnten, getrennt ist. Diese Person ist dafür verantwortlich, das Target zu definieren und eine Möglichkeit zu schaffen, den Viewer auf das gewünschte Target zu „lenken“ , ohne irgendwelche Informationen darüber preiszugeben. Dies könnte beispielsweise bedeuten, ein Referenzbild in einem Umschlag zu versiegeln und/oder einen verbalen Tasking-Hinweis zu geben. Üblich ist es, einen Code, eine Koordinate oder eine willkürliche Zahl zuzuweisen, die als „Tasking-Nummer“ für das Target steht und verhindert, dass der Viewer Rückschlüsse auf die Art oder Identität des Ziels ziehen kann. Beim Remote Viewing wird die Person, die für die Zuweisung des Targets verantwortlich ist, „Tasker“ genannt.

Weil die normale Alltagswahrnehmung nur bruchstückhaft ist, ist unser Verstand darauf trainiert, die verfügbaren und oft unzusammenhängenden Daten zu einem „Gesamtbild“ zusammenzusetzen. Diese Funktion ist ein wichtiger evolutionärer Überlebensmechanismus, aber sie kann zu Problemen führen, wenn wir versuchen, Informationen nichtlokal wahrzunehmen. Unsere Interpolationen beruhen auf vorhandenem Wissen und Erinnerungen. Unter normalen Umständen ergeben sie im Zusammenspiel mit neu wahrgenommenen Daten eine nützliche Interpretation dessen, was wir erleben.

Aber in Situationen mit geringer Informationsdichte (wie es beim Remote Viewing oft der Fall ist) können Interpolationen ungewollt zu falschen Interpretationen führen. Der Verstand des Viewers versucht, aus den anfänglich unzureichenden Daten Schlussfolgerungen zu ziehen, was zu falschen Ergebnissen führt. Je begrenzter und bruchstückhafter die verfügbaren Wahrnehmungen sind, desto ungenauer werden diese Interpolationen. Da Remote Viewing ein ungenauer Prozess ist, kann dieser Interpolationsmechanismus die Erfassung und Aufzeichnung zuverlässiger Daten während einer Remote Viewing Session behindern.

Remote Viewing ist die erste und vielleicht einzige mediale Disziplin, die das Konzept des Mentalen Rauschens anerkennt und Methoden entwickelt hat, um es zu managen. Der originale Begriff für dieses Konzept ist „Analy­ti­c­­al Overlay (AOL, Analytische Überlagerung)“. Bei einigen Varianten der Remote-Viewing-Methode werden andere Begriffe verwendet, um das glei­che Konzept zu beschreiben. Umgekehrt wurde die ursprüngliche CRV-Terminologie (z. B. Ideogramm oder Bilokation) in andere Methoden importiert, und ihre ursprüngliche Bedeutung wurde oft geändert, um andere Konzepte zu bezeichnen. Dies trägt zur Unklarheit über das Wesen von Remote Viewing bei.

Eine grundlegende Anforderung beim Remote Viewing ist es, die Wahrnehmungen in Bezug auf das Target zu „beschreiben, nicht zu benennen“. Mit anderen Worten: Erfolgreiche Viewer verwenden beschreibende Begriffe und grafische Darstellungen wie Skizzen, um zu vermitteln, wie ein Target aussieht, riecht, sich anfühlt, geformt ist, sich anhört und so weiter. Sie vermeiden es, das Target zu bezeichnen oder zu identifizieren („zu benennen“). Dieser Ansatz hilft, die analytischen Prozesse („Mentales Rauschen“ – siehe Prinzip 6) des Remote Viewers zu reduzieren.

Beim Remote Viewing sollte ein Viewer beschreiben, was er/sie wahrnimmt, und nicht versuchen, es zu benennen. (Zum Beispiel wird ein kompetenter Viewer statt „Feuerwehrauto“ Begriffe wie „rot, metallisch, groß, rumpelnde Geräusche“ und so weiter verwenden. Das Target könnte zwar rot, metallisch und groß sein und rumpelnde Geräusche von sich geben, aber es ist nicht unbedingt ein Feuerwehrauto).

Remote Viewer werden darin geschult, keine logischen „vollständigen Ge­schich­ten“ zu konstruieren, sondern sich darauf zu konzentrieren, be­schrei­bende Informationen zu sammeln, die sowohl sensorische als auch konzeptionelle Eindrücke enthalten. Die Aufgabe, die jeweilige Session auszuwerten und die darin enthaltenen Daten in einen Kontext zu setzen, wird einem Analysten überlassen.

In diesem Zusammenhang bezieht sich der Begriff „Protokolle“ auf die Bedingungen, unter denen Remote Viewing durchgeführt wird, und nicht auf die Methode, die verwendet wird. Zu den Protokollen gehören mehrere, die in diesem Dokument aufgelistet sind, wie z. B. Verblindung (Prinzip 5), überprüfbare Targets, die Forderung nach Feedback (Prinzip 11, siehe unten) usw. „Definierter Prozess“ bedeutet, dass der Prozess innerhalb bestimmter Grenzen abläuft, die in den Protokollen festgelegt sind.

Remote-Viewing-Sessions können entweder vom Viewer allein oder mit einer zweiten Person, dem so genannten „Interviewer“ oder „Monitor“, durchgeführt werden, der den Viewer bei der Durchführung der Session unterstützt.

Die Rolle des Monitors besteht darin, den Viewer bei Bedarf zu lenken und ihn während der Session zu beobachten, um ihm zu helfen, Benennungen und Vermutungen zu vermeiden und so analytische Störungen zu reduzieren.

Beim methodenbasierten Remote Viewing wird die Rolle des Monitors durch eine Arbeitsstruktur ergänzt, die ein strenges Platzierungsprotokoll (oft als „RV-Methode“ oder „RV-Protokoll“ bezeichnet) für die Aufzeichnung der Wahrnehmungen auf Papier beinhaltet. Dieses Protokoll hilft dabei, die Rohdaten von den analytisch verarbeiteten Eindrücken zu trennen, es unterscheidet auch zwischen den Datenkategorien und hält die chronologische Reihenfolge fest, in der die Wahrnehmungen empfangen wurden.

Genauso wie die Verblindungsprotokolle oder die Verwendung einer festgelegten schriftlichen Struktur für die Objektivierung dem Viewer helfen, auf dem richtigen Weg zu bleiben, hilft eine Kombination der oben genann­ten Elemente, wenn ein Viewer alleine arbeitet (d.h. ohne einen Monitor zur Unterstützung), die logischen Störungen oder das Raten zu reduzieren. Dies ersetzt zumindest teilweise das Fehlen eines Monitors. Im Prinzip kann ein Viewer auch alleine und ohne schriftliche Methode arbeiten (z.B. Solo-ERV), wenn er andere Methoden der Echtzeit-Datenobjektivierung anwendet, z.B. mit Audio- oder Videoaufnahmen.

Dennoch kann der Einsatz eines Monitors in RV-Sitzungen über den Trai­ningsprozess hinaus hilfreich sein, vor allem in operativen Situationen, in denen der Monitor die Aufmerksamkeit des Viewers auf bestimmte Perspektiven oder Fragen lenken kann. Um die Neutralität des Monitors zu wahren und eine Beeinflussung des Viewers zu vermeiden, gibt es Regeln für die Begleitung, wie z. B. die Verblindung des Monitors (außer in der Ausbildung), begrenzte verbale Antwortmuster oder ein Verbot der Einmischung. Damit soll die Integrität der Remote Viewing Session gewahrt und sichergestellt werden, dass die Ergebnisse nicht durch äußere Einflüsse verfälscht werden.

Die Aufgabe, Remote-Viewing-Sessions auszuwerten und die Daten in einen Kontext zu setzen, ist ein völlig anderer Prozess als Remote Viewing und wird am besten von einer anderen Person in der Rolle des Analysten durchgeführt.

Ein Remote Viewer muss alle Wahrnehmungen in Echtzeit aufzeichnen. Dies geschieht in der Regel mit einem Stift auf Papier in Form von Worten und Skizzen und/oder als Audioaufnahme, die manchmal nach dem verbalen Teil der Session durch weitere Zeichnungen ergänzt wird. Auch das 3D-Modellieren kann Teil des Objektivierungsprozesses sein. Die kinästhetische Interaktion mit dem Target, wie z. B. das Skizzieren und Modellieren, dient nicht nur der Aufzeichnung von Daten, sondern auch dazu, den Kontakt zum Target zu verstärken.

Die Objektivierung in Echtzeit dient vielen Zwecken, wobei der Schwerpunkt darauf liegt, so viel wie möglich vom „Denkprozess“ des Viewers zu externalisieren. Das hilft nicht nur, „internes Editieren“ zu vermeiden (das heißt, Gedanken und Wahrnehmungen nicht zu äußern), sondern ermöglicht es dem Analysten auch, mentales Rauschen zu registrieren.

Außerdem ist die Datenmenge, die im menschlichen Kurzzeitgedächtnis ge­­speichert werden kann, zu gering, um den Viewer in die Lage zu versetzen, die gesamte Vielfalt der Wahrnehmungen aus seiner Remote-Viewing-Erfahrung allein aus dem Gedächtnis zurück in den Viewing-Raum zu transportieren, so dass es zu massiven Datenverlusten mit anschließender Interpolation kommen kann – ein Phänomen, das zum Beispiel aus der Befragung von Zeugen bekannt ist.

Das Protokoll einer Remote Viewing Session liefert oft nicht nur die Wahrnehmungsdaten des Targets, sondern auch prozessbezogene Informationen über den Viewer und die Umgebung der Session, die bei der Analyse helfen können. Dies gilt insbesondere für CRV (und seine Ableger), das über eine spezielle Terminologie verfügt, um diese Art von Informationen zu identifizieren und aufzuzeichnen. Aber das Prinzip gilt für jede Art von Remote Viewing, wenn der Vorgang aufgezeichnet wird. (Trotz der offensichtlichen Vorteile wird bei einigen Remote-Viewing-Methoden nicht besonders darauf geachtet.)

Nach der ursprünglichen Definition von Ingo Swann (siehe oben) ist die Verfügbarkeit von Feedback ein Schlüsselelement von Remote Viewing. In diesem Sinne werden Sessions mit Targets ohne überprüfbares Feedback oder „Tatsachenwissen“ als spekulative mediale Arbeit betrachtet, die zwar einige Elemente von Remote Viewing-Protokollen verwendet, aber nicht als „vollständiges“ Remote Viewing gilt.

Feedback bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, dass jedes Detail des Targets im Voraus bekannt ist (was RV als Instrument zur Informationsbe­schaffung überflüssig machen würde). Es kann durchaus Unbekanntes geben. Das „Unbekannte“ muss jedoch in bekanntes Material eingebettet sein, um ein überprüfbares Feedback zu ermöglichen – zum Beispiel, um anhand anderer spezifischer Eigenschaften oder Elemente des Targets eindeutig fest­zustellen, ob der Viewer ausreichend Kontakt zum beabsichtigten Target hergestellt hat („on target“) oder nicht.

Wie die meisten anderen menschlichen Systeme zur Informationserfassung ist auch Remote Viewing in der Regel nicht 100%ig genau. Das Ziel von Remote Viewing ist es nicht, Perfektion zu erreichen, sondern die Zuverlässigkeit und den Nutzen der gesammelten Informationen zu maximieren. Das Erkennen von Störquellen, wie z. B. Mentales Rauschen, führt zu standardmäßigen Praktiken, mit denen sich die Auswirkungen von Ungenauigkeiten im Prozess abmildern lassen. Eine wichtige Technik besteht darin, mehreren Viewern dieselbe Aufgabe zuzuweisen und nach Abschluss aller Viewer-­Aktivitäten die Ergebnisse zu vergleichen.

Dieser redundante Ansatz dient als Fehlerkorrekturmechanismus und hilft, Ungenauigkeiten auszugleichen, die durch mentales Rauschen bei den Viewern verursacht werden. Die Gesamtzuverlässigkeit der gesammelten Daten verbessert sich, wenn die Analysten die Session-Daten der einzelnen Viewer im Verhältnis zu den Daten der anderen Viewer auswerten, nach Übereinstimmungen suchen, wo sich ihre Daten überschneiden, und sie dann in einen Kontext stellen, aus dem vertrauenswürdigere Schlussfolgerungen gezogen werden können. Diese Arbeit wird durchgeführt, nachdem die Sessions abgeschlossen sind. Es ist wichtig, dass die Analysten es vermeiden, sich während der Sessions in den Viewingprozess einzumischen.

Diese Prinzipien und Praktiken wirken zusammen, um einen strukturierten Ansatz für Remote Viewing zu schaffen, der darauf abzielt, die Zuverlässigkeit und Nützlichkeit der gewonnenen Daten zu maximieren und gleichzeitig die Herausforderungen des mentalen Rauschens und die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung anzuerkennen und zu bewältigen.

Die hier beschriebenen Grundsätze gelten für Remote Viewing im Allgemeinen, unabhängig von der Form und Methode. Controlled Remote Viewing (CRV) hat zusätzliche Merkmale wie seine Struktur, die es von anderen, weniger disziplinierten Formen des Remote Viewing unterscheiden. Um ein besseres Verständnis zu bekommen, empfehlen wir, den Artikel über die Ursprünge von CRV zu lesen.

„Jede ausreichend fortschrittliche Technologie
ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

Arthur C. Clarke

© 2024, The Center Lane Project, alle Rechte vorbehalten.
Dieses Dokument darf ohne Erlaubnis des Urheberrechtsinhabers verbreitet werden, jedoch nur in vollständiger und unveränderter Form, einschließlich der Unterschriften und der folgenden URL: www.centerlane-rv.org

Unterzeichnet von:

—Experten:

  • Harold E. Puthoff, Ph.D.
    Mitbegründer und leitender Wissenschaftler des von der CIA und dem US-Verteidigungs­ministerium geförderten Remote Viewing Programms, SRI-International, 1972–1985

  • Skip Atwater (Cpt., U.S. Army, i.R.)
    Operations- und Trainingsoffizier, Star Gate Remote Viewing Programm,
    Ft. Meade, Maryland, 1977–1987, Begründer des militärischen Remote Viewing Programms,
    Präsident des Monroe Institute (i.R.)

  • Thomas M. McNear (Lt. Col., U.S. Army, i.R.)
    Remote Viewer, Ausbilder and Projektoffizier,
    Star Gate Remote Viewing Programm, Ft. Meade, Maryland, 1982–1985,
    erster CRV-Trainee von Ingo Swann
  • Paul H. Smith, Ph.D. (Maj., U.S. Army, i.R.)
    Remote Viewer, Ausbilder and Projektoffizier,
    Star Gate Remote Viewing Programm, Ft. Meade, Maryland, 1983–1990,
    Historiker der Einheit und dienstältester militärisch/ziviler CRV-Ausbilder

  • William G. Ray (Maj., U.S. Army, i.R.)
    Remote Viewer, Ausbilder, Projektmanager und Kommandant,
    Star Gate Remote Viewing Programm, Ft. Meade, Maryland, 1984–1987

  • Jeffrey Mishlove, Ph.D.
    Parapsychologe, Remote-Viewing-Forscher, Autor, langjähriger Weggefährte von Puthoff, Targ und anderen, Teilnehmer an frühen RV-Studien, Inhaber von New Thinking Allowed

—Zusammengestellt von:

  • Jana Rogge
    Remote Viewerin, Remote-Viewing-Forscherin, Trainerin, Autorin and Verlegerin,
    Co-Autorin dieses Artikels, Präsidentin des Center Lane Project,
    Übersetzung ins Deutsche

—Unterstützer:

  • John P. Stahler
    Remote Viewer, ehem. Präsident der Inter­national Remote Viewing Association (IRVA),
    Vizepräsident des Center Lane Project

  • Lily Fowler
    Remote Viewerin, Professionelle RV Projektleiterin,
    Vorstandmitglied des Center Lane Project
  • Jon Noble
    Remote Viewer, RV Trainer, Autor,
    Vorstandmitglied des Center Lane Project
  • Hakim Isler
    Remote Viewer, Kampfsportler, Autor und Vortragsredner, Vorstandmitglied des Center
    Lane Project
  • Shane Ivie
    Remote Viewer, Erfinder von Operational Handicapping® (OH),
    Abt. Öffentlichkeitsarbeit des Center Lane Project/em>
  • Shiva Amini
    Remote Viewerin, Quantenheilpraktikerin,
    Pionier-Mitglied des Center Lane Project

  • Drew Rhoades
    Remote Viewer,
    Pionier-Mitglied des Center Lane Project

  • David Omo
    Remote Viewer,
    Pionier-Mitglied des Center Lane Project

—Übersetzt ins Deutsche von:

Eine PDF-Version des Artikels gibt es hier zum Download:
Die Prinzipien des Remote Viewing (PDF)

Versionen in anderen Sprachen:

Englisch (original) – The Principles of Remote Viewing
Español – Los Principios de Visión Remota
Français – Les Principes du Remote Viewing
Deutsch – Die Prinzipien des Remote Viewing
Italiano – I Principi di Remote Viewing